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Untersuchen

Eine wissenschaftliche Untersuchung ist ein systematischer Ansatz zur Beantwortung von Forschungsfragen und Testung von Hypothesen, indem Daten methodisch gesammelt und analysiert werden. Dieser Prozess ist in verschiedenen Wissenschaftsbereichen anwendbar. Unter einer naturwissenschaftlichen Untersuchung im didaktischen Kontext wird eine Beobachtung unter Verwendung von Hilfsmitteln verstanden (Messgeräte oder optische Geräte) (Berck & Graf, 2003, S. 99). Diese Instrumente ermöglichen es, Strukturen und Prozesse zu erfassen, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Somit gewährleisten Untersuchungen einen tiefergehenden Einblick in (geographische) Strukturen oder Prozesse (Duit et al., 2007, S. 11). Die Verwendung von Messinstrumenten erlaubt eine Quantifizierung und Präzisierung von Beobachtungen, was für Vergleiche und intersubjektive Kommunikation essenziell ist. Eine Untersuchung kann auch einen Eingriff in das zu untersuchende Objekt oder den Vorgang bedeuten (Berck & Graf, 2003, S. 99). In der Geographiedidaktik zählen Untersuchungen zu den naturwissenschaftlichen Erkenntnismethoden bzw. den experimentellen Arbeitsweisen (Lethmate, 2006, S. 5). Ebenso wie bei anderen experimentellen Arbeitsweisen können sich Lernende für ein wissenschaftsnahes Arbeiten bei Untersuchungen an den Schritten des naturwissenschaftlichen Erkenntniswegs orientieren:
 

Schrittfolge

  1. Formulierung einer Fragestellung
  2. Aufstellen von Hypothesen
  3. Planung der Untersuchung (zu erfassende Faktoren, Zeitpunkt(e), Standort(e), Art und Weise der Erfassung (Messinstrumente, optische Geräte) und der Dokumentation (z. B. Notiz, Tabelle, Karte, Skizze, Video, Fotos)
  4. Durchführung der Untersuchung
  5. Analyse von Daten (Interpretation unter Rückbezug zu den Hypothesen sowie der Fragestellung, Schlussfolgerung)
  6. Reflexion (Transfermöglichkeiten, Kontrastierung mit Statistiken, Methodenreflexion)

Es gilt zu beachten, dass diese Schritte in der Literatur mitunter unterschiedlich benannt und zusammengefasst werden (Emden & Sumfleth, 2012, S. 68). Im Rahmen von Exkursionen können einzelne Aspekte auch in die Exkursionsvorbereitung bzw. -nachbereitung verlagert werden. Durch Untersuchungen können methodische Fähigkeiten wie das Messen gefördert und ein wissenschaftspropädeutisches Arbeiten ermöglicht werden. Allerdings sind mit dem Einsatz von Untersuchungen auch Herausforderungen verbunden. So kann die Beschaffung von Messinstrumenten mit einem organisatorischen, finanziellen und materiellen Aufwand verbunden sein. Des Weiteren sind Messoperationen anfällig für Irrtümer, sodass es Sorgfalt, Wiederholungen und kritischer Überlegungen bedarf, um Genauigkeit zu erreichen (Duit et al., 2007, S. 11). Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler sollten daher mit den verwendeten Messinstrumenten sowie mit Skalen und Einheiten vertraut gemacht werden (Rosendahl, 2023, S. 289). 
In der fachdidaktischen Literatur finden sich zahlreiche Beispiele für Untersuchungen, die sich für geographische Exkursionen eignen. Hierzu gehören Gewässer- und Bodenuntersuchungen, Wettermessungen oder Messungen im Rahmen von Kartierungen (z. B. Feinstaubbelastung, Schallpegelmessung). Jede Art von Messung kann als Untersuchung klassifiziert werden. Weiterhin gehören einfache Nachweisreaktionen und Bodenprofilansprachen dazu (Lethmate, 2006, S. 5).

 

Literatur

Berck, K.-H., & Graf, D. (2003). Biologiedidaktik von A bis Z: Wörterbuch mit 1000 Begriffen. Quelle & Meyer.

Duit, R., Gropengießer, H., & Stäudel, L. (Hrsg.) (2007). Naturwissenschaftliches Arbeiten: Unterricht und Material 5 - 10. Friedrich.

Emden, M., & Sumfleth, E. (2012). Prozessorientierte Leistungsbewertung: Zur Eignung einer Protokollmethode für die Bewertung von Experimentierprozessen. MNU, 65(2), 68–75.

Lethmate, J. (2006). Experimentelle Lehrformen und Scientific Literacy. Praxis Geographie, 35(11), 4–7.

Rosendahl, N. (2023). Untersuchung im Geographieunterricht. In D. Böhn, & G. Obermaier (Hrsg.), Wörterbuch der Geographiedidaktik: Definitionen, Klassifikationen, Diskussionen (S. 289–290). Westermann.


Ausgewählte Anwendungsbeispiele im GEO-Exkursionsportal

Neumann-Mayer, U.-P., & Niether, S. (1999). Ist die Wakenitz gesund? Fließgewässeruntersuchung - Anregung zu einem fächerübergreifenden Projekt. geographie heute, 20(169), 12-17.

Rosendahl, N., & Ulmrich, T. (2023). Ohrenbetäubende Städte: Erkundung von Lärm als Umwelt- und Gesundheitsproblem. Praxis Geographie, 53(6), 18-21.

Stein, C. (2007). Geographische Bachuntersuchung: Eine Chance für den Geographieunterricht. Praxis Geographie, 37(11), 10-16.

Wilhelmi, V. (2023). Die Nutzung macht den Boden: Vergleichende Bodenuntersuchung am Weinberg und im Wald. Praxis Geographie, 53(6), 45-49.