Kartieren
Eine Kartierung bezieht sich auf den Prozess der Kartenerstellung, um räumliche Phänomene und Strukturen darzustellen (Hüttermann, 2008, S. 38). Hierzu werden in einem bestimmten Gebiet zunächst vor Ort Daten gewonnen, z. B. durch eigene Beobachtungen oder Befragungen (Primärdaten), ggf. durch weitere Informationen ergänzt (z. B. Statistiken als Sekundärdaten) und anschließend in einer Karte visualisiert (Schallhorn, 2007, S. 101). Die Datenerhebung kann dabei durch die Nutzung digitaler Geomedien wie GPS und GIS unterstützt werden. Die Daten können entweder ohne eine vorhandene Kartenvorlage oder unter Verwendung einer bereits vorhandenen Umrisskarte eingetragen werden (Rauh & Meier Kruker, 2016). Es gibt verschiedene Arten von Kartierungen, die sich hinsichtlich des Karteninhalts unterscheiden (Böhn, 1999): Formalkartierungen, bei denen physiognomische und formale Strukturen erfasst werden: a) Nutzungskartierungen, bei denen funktionale Strukturen eingetragen werden b) Alterskartierungen, bei denen das Alter von Geländestrukturen erfasst wird und c) Bewertungskartierungen, bei denen Strukturen und Funktionen erfasst und bewertet werden. Grundsätzlich besteht Einigkeit zur methodischen Schrittfolge des Kartierens (Lindau, 2010, S. 115):
Schrittfolge
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Im Geographieunterricht haben Kartierungen das Ziel, Schülerinnen und Schüler mit grundlegenden Kenntnissen über Kartenelemente wie Legenden, Maßstäbe, Symbole und Beschriftungen vertraut zu machen und gleichzeitig ihre Fähigkeit zur Analyse von Karten zu fördern (DGfG, 2020). Darüber hinaus bietet die Erstellung von Karten die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler für den kritischen Umgang mit Karten als Medium subjektiver Raumwahrnehmungen zu sensibilisieren (Gryl, 2014, S. 6). Dies liegt daran, dass das Kartieren das Ergebnis subjektiver Wahrnehmung und Bewertung von beobachteten Strukturen, Funktionen und Prozessen ist.
Die Kartierung kann als Geländemethode mit unterschiedlichen Anforderungsniveau in allen Jahrgangsstufen eingesetzt werden. Bei geographischen Exkursionen finden Kartierungen sowohl im physischgeographischen als auch im humangeographischen Kontext Anwendung. Im Rahmen physischgeographischer Fragestellungen können während Exkursionen Aspekte wie Lärmmessungskartierungen (z. B. zur Beurteilung von Lärmbelästigung) oder Landschaftskartierungen (z. B. zur Darstellung von Geländeformen oder Boden- und Gesteinsarten) zum Einsatz kommen. Im Bereich der Humangeographie können Nutzungskartierungen beispielsweise dazu dienen, Geschäfte, Restaurants oder touristische Attraktionen in einem bestimmten Gebiet zu erfassen.
Literatur
DGfG. (2020). Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss (10. Aufl.). Selbstverlag.
Gryl, I. (2014). Reflexive Kartenarbeit: Hinterfragen als alltägliche und fachliche Praxis. Praxis Geographie, 44(6), 4-9.
Hüttermann, A. (2008). Die Kartierung als geographische Arbeitsmethode in der Schule. Geographie und Schule, 172, 38–46.
Lindau, A.-K. (2010). Kartieren - eine Geländemethode im Geographieunterricht. Geographie und ihre Didaktik, 38(2), 109–117. https://doi.org/10.18452/25532
Rauh, J., & Meier Kruker, V (2016). Arbeitsmethoden der Humangeographie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
Schallhorn, E. (2007): Erdkunde-Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen.
Ausgewählte Anwendungsbeispiele im GEO-Exkursionsportal
Bartels, C. (1999). Kartierung des Dorfes Berlin-Rixdorf. Forschen im regulären Erdkundeunterricht. geographie heute, 20(171), 8-11.
Bergemann, A. (2021). Nahraumkartierung im Kontext analoger und digitaler Darstellungsmöglichkeiten. Mit Google Earth analoge Kartenskizzen digitalisieren. Praxis Geographie, 51(4), 20–22.
Berger, S. K. (2022). Ethermap – gemeinsam online kartieren. geographie heute, 43(357), 43.